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Music News

August 1993

Pages 4 & 5

Im Interview DEBORAH HARRY

Nie wieder Blondie

Es war einmal… vor zehn Jahren ging eine der erfolgreichsten Bands der damaligen Zeit auseinander – Blondie, eine New Wave-Kult-Combo, die mehr als 20 Millionen Platten verkaufte, u.a. Superhits wie “Call Me”, “Heart Of Glass” und “Hanging On The Telephone”. Die Sängerin der band, Deborah Harry, hat sich längst selbständig gemacht und präsentiert ihr neuestes Album: “Debravation”.

MUSIC NEWS: Ärgert es dich, wenn du nach zehn Jahren Solokarriere für die Fans immer noch Blondie bist?

DEBORAH: In gewisser Weise ja. Das ist eine vergangene Epoche, ich schaue lieber in die Zukunft. Ich bin ich, ich bin nicht Blondie. Aber eigentlich ist es mir ziemlich gleichgültig.

MUSIC NEWS: Wo siehst du heute den Unterschied zwischen der Debbie von Blondie und der Deborah von heute?

DEBORAH: Ich war richtig naiv, damals. Ich habe mir einiges aufzwingen lassen. So wie damals werde ich nicht mehr sein. Ich fühle mich ganz bewußt als erwachsene Frau.

MUSIC NEWS: Deine neue Platte klingt reif, aber trotzdem nicht glatt.

DEBORAH: Ich wollte einfact experimentieren, ich mag es, wenn Platten rauh sind, nicht so geschliffen. Ich mag ein Feeling spüren und eine gewisse Wildheit. Ich denke, Chris Stein und mir ist eine ganz gute Mischung gelungen: Ein wenig jazzy, sehr klare Stücke und dann wieder dunkle, rauh klingende Musik.

MUSIC NEWS: Deine Singleauskoppelung heißt “I Can See Clearly”. Ist das eine Art Bekenntnis der inzwischen 48jährigen Deborah?

DEBORAH: Der Song will einfact klar machen, daß man Perspektiven braucht und nach vorn schauen soll.

MUSIC NEWS: Engagierst du dich für den Umweltschutz?

DEBORAH: Natürlich. Der gedankenlose Irrsinn, diese planlose Zerstörung der Umwelt muß einfach aufhören. Aber ich mag es nicht, mit meinen Liedern zu predigen oder die Leute auf den Kopf zu schlagen, nach dem Motto: “Verdammt noch mal, schützt doch endlich den Planeten!” Die Erde und alles, dieses Wunder der Elemente, das Mysterium, in dem wir leben, geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Das schlägt sich natürlich auch in meinen Liedern nieder.

MUSIC NEWS: Du hast zwischendurch auch mit großen Regisseuren in Hollywood gearbeitet – Scorsese, John Waters, Carpenter.

DEBORAH: Ja. Und die Schauspielerei bedeutet mir viel. Das Acting hat mir einfach neue Perspektiven eröffnet, ich meine, daß man das auch in meiner Musik spüren kann. Ich würde gern einmal eine Performance machen, also alles verbinden – Theater, Musik, eine Multimediashow.

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