Musik JOKER
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Ihr neues Album “Parallel Lines” mußte im Blitztempo fertig werden. Danach anstrengende Tourneen durch Norwegen, Holland, Belgien, England und Deutschland. Kein Wunder, daß die amerikanische Sängerin Debbie Harry am Ende ihrer Kraft ist
BLONDIE
Dieser Job macht mich fertig!
Entschuldige bitte”, sagt die Frau mit den großen blauen Augen zu der Musik JOKER-Fotografin Gesine Petter. Dann schießen die Tränen hervor. “Entschuldig bitte”, wiederholt Debbie Harry, die Leadsängerin der amerikanischen Gruppe Blondie, “ich kann einfact nicht mehr! Dieser Job macht mich fix und fertig.”
In Hamburg machten die 28jährige Musikerin und ihr ständiger Begleiter und Kollege, der Gitarrist Chris Stein eine kurze Verschnaufpause. Hinter den beiden lagen nervenzerfetzende Wochen. Die neue LP “Parallel Lines” wurde in nu drei Wochen im New Yorker Plattenstudio durchgezogen.
“Unser neuer Produzent Mike Chapman gönnte uns keine Minute Pause”, erzählt Debbie, “wir standen manchmal 18 Stunden im Studio. Mike wollte ein perfektes Album. Ich weiß nicht, wie oft wir die Titel gespielt haben, bis endlich alles stimmte.”
Die anstrengende Arbeit hat sich gelohnt. Musik JOKER hörte die neue LP. Erstes Urteil: Die Band hat sich weiter nach vorn entwickelt, Instrumente und Gesang sind um vieles besser geworden. Es wird diesmal eine gekonnte Mischung von Rock, Pop, Disco, Reggae und geschickt eingesetzter Elektronik geboten. “Parallel Lines” stürmt in den englischen Hitparaden schon auf die vorderen Plätze. In Deutschland ist die Scheibe seit einigen Tagen auf dem Markt.
Nach den Plattenaufnahmen kam Blondie nicht zur Ruhe. Eine lange Tournee durch mehrere europäische Länder folgte: Norwegen, Holland, Belgien, England. Bei uns spielt die Band am 18. 9. in Düsseldorf, 19. 9. Bremen, 20. 9. Hamburg, 21. 9. Berlin, 22. 9. Erlangen und 23. 9. München.
“Jeden Tag in einer anderen Stadt”, stöhnt Debbie, “von einem Hotel ins andere. Soundcheck, Konzert, ein hastiges Abendessen, schlafen. Am nächsten Morgen wieder ins Flugzeug. Wie soll ich bloß durchstehen?”
Die 28jährige steht es durch. Auf der Bühne liefert sie eine perfekte Show. Niemand merkt ihr die Strapazen an. Wer die Sängerin von ihrem letzten Deutschlandtrip kennt, wird sie kaum wiedererkennen. Debbie ist keine aufregende Sex-Biene mehr, die in verführerischen Posen ihre Lieder bringt. “Mir ist die Interpretation der Songs mehr wert”, sagt die Sängerin, “die Zeiten, wo ich mir die Kleider vor dem Publikum zerriß, sind vorbei. Heute lasse ich höchstens mal einen Träger rutschen, das ist auch alles.”
Man hat Sie die Marilyn Monroe des Rocks genannt. Gefällt Ihnen der Vergleich mit der legendären Schauspielerin?
Debbie: “Marilyn hat mir als junges Mädchen viel bedeutet. Als ich im Showgeschäft anfing, habe ich ihre Bewegungen nachgeahmt. Selbst das Pogewackel habe ich voll drauf gehabt. Ich habe sogar ein Kleid von ihr getragen. Eine Freundin von mir kaufte das Kostüm aus dem Film ‘Das verflixe 7. Jahr’ in einer Boutique für gebrauchte Kleider. Leider ist das Glitzerding bei unserem Wohnungsbrand vernichtet worden.”
Hatten Sie im Bett geraucht?
Debbie lachend: “Nein, Chris und ich waren auf Tournee als es passierte. Es muß ein Kurzschluß im Fernseher gewesen sein, der die New Yorker Wohnung in Flammen setzte. Seitdem leben wir nur noch in Hotels. Das muß anders werden, wenn wir wieder in Amerika sind. Ich brauche ein eigenes Zuhause, damit ich endlich zur Ruhe kommen kann.”
Was vermissen Sie noch außer der Ruhe?
Debbie: “Meine Katzen und mein Auto. Ich habe zwei Hauskatzen, die jetzt bei meiner Schwester und meinen Eltern sind. Ich vermisse die beiden sehr. Außerdem möchte ich endlich wieder in meinem Camaro-Coupé sitzen und mit voller Pulle durch die Gegend rasen.”
Kai Harster